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Geschäftsleben

Wirtschaft in der Türkei

Vom "kranken Mann am Bosporus" zu einem der wachstumsstärksten Märkte der Welt

Während sich in Deutschland beim Stichwort "Türkei" die öffentliche Wahrnehmung eher auf die kontrovers diskutierten Beitrittsverhandlungen mit der EU richtet – oder vielleicht auch auf die Probleme, die im Zusammenhang mit der Integration türkischstämmiger Mitbürger auftreten, hat sich die Türkei seit den achtziger Jahren kontinuierlich zu einem enormen Wachstumsmarkt und Industrie-Standort entwickelt. Aufgrund des wachsenden Wohlstands entdecken immer mehr Unternehmen die Türkei mittlerweile nicht nur als günstigen Standort für den Einkauf, sondern zunehmend auch als wichtigen Absatzmarkt.

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Enormes Wachstum

Die wirtschaftliche Entwicklung der Türkei seit der Jahrtausendwende ist beeindruckend. Mit einer Steigerung des Bruttosozialproduktes von 9,9 Prozent im Jahre 2004 und Wachstumsraten von durchschnittlich 7 Prozent bis zur Krise 2009 und vorausgesagten Wachstumsraten von durchschnittlich 5 Prozent liegt die Türkei deutlich über dem Durchschnitt der europäischen Industrienationen und OECD-Staaten. Im Jahr 2006 führte diese Dynamik zu einem Rekord-Handelsaustausch zwischen Deutschland und der Türkei von 23,5 Mrd. Euro. Die Türkei verzeichnet einen stetigen Anstieg von Unternehmen mit deutscher Beteiligung, im Jahr 2007 waren es bereits mehr als 2.600.
Auch aus der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2009 scheint die Türkei gut durchzukommen. Das restriktive Bankensystem der Türkei hat risikobehaftete Investitionen im Ausland verhindert.

Beeindruckend

  • 9,9 % Wachstum im Jahr 2004
  • Mehr als 2.600 Unternehmen mit deutscher Beteiligung im Jahr 2007
  • Rekord-Handelsaustausch mit Deutschland von 23,5 Mrd. Euro

Türkei ist Mitglied
in den G-20

 

Der Eintritt in die Top-Ten wird für 2010 prognostiziert

Wirtschaftspolitische Maßnahmen

Die positive Entwicklung der türkischen Wirtschaft wurde durch ein umfassendes Reformprogramm der türkischen Regierung begünstigt. Zu nennen sind die Liberalisierungsbemühungen der Regierung Turgut Özals in den achtziger Jahren und die konsequente Stabilisierungs- und Reformpolitik der jüngsten Regierung. Diese Aktivitäten führten - und führen heute noch - zu einem bedeutenden Kapitalzufluss aus dem Ausland.

Die ausländischen Investitionen haben zwar von ca. 22 Milliarden in den vergangenen Jahren auf fast 10 Milliarden im Jahre 2009 nachgelassen, doch die nachlassende Investitionsfreude im Krisenjahr wird lt. den Voraussagen ab dem Jahr 2010 wieder zunehmen. Die Türkei wird sich bei anhaltender Stabilität im Jahre 2015 zu einem der zehn wichtigsten Handelspartner Europas und vor allem Deutschlands entwickeln. Die hervorragenden Wirtschaftbeziehungen zur Russischen Föderation, zu den Turk-Staaten der ehemaligen Sowjetunion und den Ländern des Mittleren und Nahen Ostens machen die Türkei zu einer bedeutenden Plattform für den globalen Wettbewerb.

Wirtschaftliche Strukturen

Die wirtschaftliche Situation der Türkei ist auch heute noch von Widersprüchen geprägt. Es besteht eine sehr große Kluft zwischen dem industrialisierten Westen und seiner modernen Industrie (insbesondere in den großen Metropolen) einerseits und dem agrarisch strukturierten und wenig entwickelten Osten andererseits.

 

Der Großraum Istanbul erreicht beispielsweise 41 % des durchschnittlichen Einkommens der 15 alten EU-Staaten, der Osten hingegen nur 7 %. Zudem gibt es innerhalb der türkischen Volkswirtschaft erhebliche strukturelle Probleme. So trägt die Landwirtschaft zum BSP lediglich 11,9 % bei, beschäftigt aber 30,6 % der Arbeitskräfte. Die Industrie trägt 29,6 % zum BSP bei und der Dienstleistungssektor 58,5 %. In der Industrie arbeiten 19,3 % aller Erwerbstätigen und in der Dienstleistung 44,5 %. Diverse Projekte, u. a. die großen Staudamm-Projekte (Südostanatolien-Projekt GAP) sollen dem Osten helfen, sich zukünftig besser zu entwickeln. Seit 1996 besteht zwischen der Türkei und der EU eine Zollunion (51,6 % der Exporte gehen in die EU, 46 % der Importe stammen aus der EU).

Anhaltende
Inflation und
Staatsverschuldung

Wirtschaftliche Problemfelder

Die Türkei hat ihre chronische Inflation erst im neuen Jahrtausend drücken können. Die Inflation erreichte zeitweise dreistellige, beinahe hyperinflationäre Zahlen (1994/1995 betrug sie in einigen Quartalen 150 %), 2003 sank sie auf 18,4 %, nach Schätzungen betrug sie 2004 ca. 9,4 %. Am 1. Januar 2005 wurde die alte Türkische Lira durch die Neue Türkische Lira (Yeni Türk Lirası) ersetzt. Damit verlor die Türkische Lira 6 Nullen. Außerdem wurde die Untereinheit der Lira, der Kuruş, wieder eingeführt.

Eine weitere wirtschaftliche Herausforderung für die Türkei stellt die hohe Staatsverschuldung dar. Bezogen auf das BSP beträgt sie 63,9 % (Stand 2006). Die Nettoneuverschuldung wurde in den letzten Jahren jedoch stark reduziert und im Jahr 2006 fast auf null gedrückt. Der Haushaltssaldo war (in % des BSP) in den letzten Jahren folgendermaßen: 2003: -11,3; 2004: -7,1; 2005: −2,0; 2006: um −1 (Schätzung).

Sektoren

Die wichtigsten Wirtschaftssektoren sind die Textilindustrie, Tourismus, Automobilindustrie und die Elektronikbranche. Die Investitionen von ausländischen Unternehmen in der Türkei liegen bei ca. 4,6 Mrd. Euro (2002), davon alleine 3,3 Milliarden aus Deutschland. 2002 gab es 5.129 ausländische Kapitalgesellschaften, die in der Türkei aktiv waren, die meisten davon aus EU-Staaten. 2005 erzielte der Staat durch Privatisierungen von Staatsunternehmen 20 Mrd. $.

Türkei als Absatzmarkt

Spitzenreiter unter den in die Türkei exportierenden Branchen sind Maschinenbau, Automobil-Zulieferer und Chemie. Auch für Unternehmen im Bereich der Elektrotechnik und Umwelttechnik bietet die Türkei interessante Perspektiven. Interessant ist die Türkei aber keineswegs nur für die Fertigungsindustrie. Gerade Dienstleistern, Anbietern von Informations- und Kommunikationstechnologien sowie Logistikern aller Art bieten sich mit der zunehmenden „Europäisierung“ der Türkei vielfältige Wachstumschancen. Die Chancen des deutschen Handwerks für Lieferungen und Leistungen sind beachtlich gestiegen.

Verflechtung mit Deutschland und Europa

Deutschland und die Türkei sind wirtschaftlich stark verwachsen: Über 3.600 deutsche Unternehmen investieren in die Türkei, davon sind über 40 % in den letzten Jahren gegründet. In Deutschland leben fast drei Millionen Menschen türkischer Herkunft, die sich mit ihrem Engagement von ursprünglichen Gastarbeitern zu Gastgebern deutscher Arbeit gemausert haben; 65.000 Unternehmer türkischer Herkunft beschäftigen fast 350.000 Menschen und erwirtschaften über dreißig Milliarden Euro.

Das wirtschaftliche Wachstum der Türkei und die starken Verflechtungen gen Europa scheinen durch politisch noch zu lösende Fragen nicht zu bremsen zu sein. Eine Klärung der EU-Frage, der Minderheitenprobleme, des auf die Weltbühne getragenen Armenier-Konfliktes und der aktuellen Terrorismusbekämpfung würden die wirtschaftliche Position der Türkei weiter stärken.

Die nationale Umsetzung verbindlicher Richtlinien im Hinblick auf einen möglichen EU-Beitritt steigert die Transparenz und Rechtssicherheit aller Geschäftsbeziehungen mit der Türkei. Für deutsche Unternehmen ist dies ein Grund mehr, den nachhaltig boomenden und zukunftsträchtigen Markt Türkei genauer in Augenschein zu nehmen.

Ansprechpartner in Sachen Unternehmensberatung im deutsch-türkischen Bereich